Der Kunstmaler Otto Thiele – geboren am 27.3.1870 in Rackitt (Pommern), gestorben 1955 in Bonn während eines Familienbesuches – lebte und wirkte von 1945 bis 1955 in Egestorf und fand hier auf dem Friedhof seine letzte Ruhe.
Als 18-jähriger begann Otto Thiele seine Ausbildung bei der Deutschen Reichspost, aber in der Freizeit beschäftigte er sich mit seinem Hobby, der bildenden Kunst. Später wurde Otto Thiele von der Reichspost nach Berlin versetzt, neben seinem Beruf malte er bei dem Landschaftsmaler Max Uth Figuren, Interieurs und Landschaften, anschließend wirkte er bei dem berühmten norwegischen Maler Adelsteen Normann.
Um sich weiterzubilden, besuchte Otto Thiele ab 1896 – soweit es ihm sein Dienst erlaubte – die Berliner Königliche Akademie der Künste, war hier unter anderem auch Schüler des bekannten Malers Lovis Corinth. 1906 schloss er sein Studium ab und widmete sich nun ausschließlich der Malerei.
Über sein wohl schönstes Werk – das Gemälde der Berliner Blumenmarkthalle – äußerte sich der berühmte Maler Max Liebermann: „Ich wollte, ich hätte dieses Bild gemalt“.
Otto Thiele schuf Bilder aus dem Dynamowerk von Siemens-Schuckert in Berlin, von Markthallen und Hafenanlagen, begab sich gemeinsam mit seiner Frau Käthe auf Auslandsreisen und malte in Holland, Stockholm, Prag, Madrid und Venedig, malte Bilder mit Gebirgs- und südländischen Landschaften (Spanien, Frankreich).
Viele seiner Gemälde gingen im 2. Weltkrieg verloren, ein Großteil lagerte er vor Kriegsende nach Pommern aus. 1945 flüchtete das Ehepaar Thiele aus Berlin, kam nach Egestorf, erhielt ein Zimmer bei Familie Adolf Kohrs. In diesem Hause wohnte das Ehepaar Thiele bis zu seinem Tode (1952 bzw. 1955).
Otto Thiele ging gleich wieder an die Arbeit und begann Bilder von dem kriegsbeschädigten Egestorf zu malen. Später entstanden viele Ölgemälde, Aquarelle und Skizzen vom Dorf (häufig mit Personen) sowie der Heidelandschaft – oft mit eindrucksvollen Wolken – ebenso vom Dorfleben, auch einige gelungene Portraits entstanden.
Otto Thiele kam in Egestorf wirtschaftlich gut zurecht, manchmal war es ihm in der Nachkriegszeit wichtiger, statt Geld Naturalien wie Butter oder Wurst für seine Bilder zu bekommen. Für die Dorfbewohner war es leichter, landwirtschaftliche Erzeugnisse für ein gelungenes Bild einzutauschen. Somit befinden sich heute noch viele seiner künstlerisch wertvollen Werke im Besitz von Egestorfer Familien.
Der Heimatverein widmete dem Künstler bereits zwei Ausstellungen (1995 und 2005) anlässlich seines 40. und 50. Todesjahres.