Kunsthandwerker Friedrich Schwarz

Notgeld

Im vorigen Jahrhundert lebten und wirkten in Egestorf einige Künstler und Persönlichkeiten, darunter von 1911 bis 1924 der Kunsthandwerker Friedrich Schwarz.

Johann Otto Friedrich Schwarz wurde am 06.12.1885 in Altona (heute Hamburg-Altona) als Sohn des Oberzollsekretärs Wilhelm Schwarz und seiner Frau Wilhelmine geboren. Wo und wann der Künstler sein Handwerk erlernte ist nicht bekannt. Aber aus welchem Grund lebte und arbeitete er in dem damals kleinen und relativ unbekannten Heidedorf? Wie soll es auch anders sein – Pastor Wilhelm Bode holte und förderte ihn.

In Wesel hatte Schwarz den Auftrag erhalten, einen Gasthof („Heidelust“) auszumalen, in einer Stilart, die damals großes Aufsehen erregte. Dies erfuhr Pastor Bode, sah sich die Wandmalereien an und ließ den Maler zu sich ins Egestorfer Pastorenhaus kommen. Er sollte auch dieses Haus ausmalen. Bode quartierte den Künstler 1911 zunächst in einem Gasthof ein, später wohnte er bei der Bäckerei Wohlgemuth. Es entstanden Wandbilder mit Sprüchen wie: „Ein gut Gewissen und bar Geld, das ist das Beste in der Welt“ oder an der Wand zur Küche: „Ein Gericht Kraut mit Liebe ist besser denn ein gemästeter Ochs mit Hass“, „Ein böses Weib, ein sauer Bier, behüt‘ uns, lieber Gott dafür“. Eine weitere Malerei mit einem abgebildeten Affen im Kreis lautete „Narren und Affen müssen alles begaffen“.

Pastor Bode war von den Arbeiten begeistert und verschaffte dem Künstler weitere Aufträge. Als damaliger Kreisschulinspektor übertrug er ihm gewerblichen Zeichenunterricht an verschiedenen Schulen und besorgte unter anderem Aufträge für Pokale, Altarschmuck, Beschläge und Broschen. Er schaute ihm oft bei der Arbeit zu und freute sich über die Herstellung der Kunstwerke unter geübten Händen. Bald wurde der angemietete Arbeitsraum zu klein und Pastor Bode vermittelte dem Künstler ein Grundstück von Landwirt Wilhelm Otte am Ende des Dorfes, auf dem er mit Hilfe der Spar- und Darlehnskasse 1912 ein Haus baute (jetzt Alte Dorfstraße 18, A. Bornemann). Pastor Bode war bei der Grundsteinlegung anwesend und segnete diesen (Vermerk in einem Brief vom Vater W. Schwarz). Ein Urkundenbehälter aus Kupfer wurde im Keller unter dem Schornstein eingemauert (Aufzeichnung Kantor Schulz).

Am 8. Februar 1913 heiratete Friedrich Schwarz Marie Schneider, die aus Hermannstadt in Siebenbürgen (Rumänien) stammte. Das Ehepaar bekam vier Kinder.

Pastor Bode gründete mit einigen Kunsthandwerkern und „verschiedenen begabten Köpfen“ aus Egestorf und den Nachbargemeinden eine „Vereinigung zur Hebung und Pflege niedersächsischer Heidbauernkunst“ und sorgte durch Vorträge und Zeitungsartikel dafür, dass auch die breite Öffentlichkeit über die stilgerechten Handwerkserzeugnisse informiert wurde. Schwarz firmierte unter: „Niedersächsisches Kunstgewerbehaus Friedrich Schwarz, Egestorf i. L.“.

Der Künstler besaß eine eigene Druckerei und stellte auch Post- und Grußkarten her, für die Kirchengemeinde entwarf er unter anderem Konfirmationsurkunden. Die Bode-Briefe an die Kriegsteilnehmer seiner Gemeinde wurden ebenfalls von ihm gestaltet und gedruckt. Weiterhin stellte Schwarz private Grußkarten her und für den MTV Urkunden. Einige Dokumente befinden sich in unserem Archiv im Dresslers Hus, darunter auch ein gerahmter Steindruck mit Abbildung der St. Stephanus-Kirche aus dem Nachlass von Pastor Bode. Vom Kreis Winsen erhielt Schwarz 1921 den Auftrag Notgeldscheine zu entwerfen, wahrscheinlich bekam er diesen durch die Freundschaft Bodes mit Landrat Ecker. Es entstanden ein kleiner 10 Pfennig-Schein mit Abbildung der Egestorfer Kirche, ein 25 Pfennig-Schein mit Pferden und auf der Rückseite eine Heidelandschaft mit Schnuckenherde sowie ein 50 Pfennig-Schein mit dem

Winsener Schloss, auf der Rückseite sind weidende Kühe in der Elbmarsch abgebildet. Sie wurden in Hannover gedruckt, die Vorlage ist noch im Kreisarchiv in Winsen vorhanden, mehrere Original-Notgeldscheine befinden sich im Egestorfer Archiv.

Friedrich Schwarz verkaufte sein Haus 1924 an den Verleger und Gründer des ‚Sonnenlandes Egestorf‘ Robert Laurer. Es ist anzunehmen, dass er nach dem Weggang seines „Gönners“ Pastor Bode nach Wilsede Bedenken hatte, hier keine Aufträge mehr zu erhalten. Schwarz zog mit seiner Familie nach Salzhausen, das Wohnhaus, ein altes Bauernhaus, brannte im Herbst 1925 ab (Aufzeichnung Kantor Schulz). Der Künstler hatte aber noch einen wichtigen Auftrag aus Egestorf: Er schuf für die St. Stephanus-Kirche die dritte silberne  Abendmahlskanne und eine kupferne Taufkanne, für die man nach langem Suchen einen Tauftaler in Hannover fand. Dieser wurde in den Deckel eingelassen. Sie wurde von Pastor Bode noch vor seinem Tod (1927) gestiftet und erst 1928 fertig gestellt.

In den Salzhäuser Aufzeichnungen ist vermerkt, dass Schwarz erst nach dem Brand das Grundstück erwarb und darauf ein Haus baute. Wie es tatsächlich war ist nicht mehr zu klären. Auf jeden Fall wohnte die Familie Schwarz ab 1931 nach dem Konkurs seines Betriebes beim Klempnermeister Vincke zur Miete, das Haus in der Winsener Straße wurde an Malermeister Otto Gellersen verkauft. Friedrich Schwarz konnte die Klempnerwerkstatt mitbenutzen und hier weiterhin künstlerisch tätig sein, unter anderem stellte er das Salzhäuser Wappen in Messing her. Weitere Anfertigungen sind zurzeit nicht bekannt.

1938 wird das Ehepaar Schwarz noch im Adressbuch von Salzhausen genannt. Am 1.12.1939 zogen Friedrich und Maria Schwarz nach Buchholz, hier erhielt der Künstler eine Anstellung als Berufsschullehrer (lt. Aufzeichnungen Archiv Buchholz).

Friedrich Schwarz starb im Alter von 69 Jahren am 21.10.1954 im Kreiskrankenhaus Buchholz, seine Ehefrau am 28.09.1960 nach kurzfristigem Umzug zur Tochter Helga nach Roydorf ebenfalls dort.


Nach oben scrollen