Kantor Heinrich Schulz

Heinrich Schulz wurde am 6. September 1868 in Grabow (Kreis Lüchow) als Bauernsohn geboren und starb am 15. Januar 1953 in Lüneburg. 
Von 1882 bis 1884 war er Präparand in Lüchow und besuchte danach bis 1888 das Lehrerseminar in Lüneburg. Anschließend trat er seine ersten Lehrerstellen in Brome und Hehlingen (Kreis Gifhorn) an. Mit Ehefrau Johanne und Tochter Käte kam er 1902 nach Egestorf um die frei gewordene Lehrerstelle anzutreten. Der einzige Klassenraum befand sich im Küsterhaus am Sudermühler Weg, das der Familie auch als Wohnhaus diente. Das Gebäude mit Garten gehörte der Kirchengemeinde. Bis zum Neubau der Schule an der Schätzendorfer Straße (1913) unterrichtete Heinrich Schulz alle Kinder des Dorfes alleine. Er war ein strenger, aber auch beliebter Pädagoge. Zur Freude der Dorfbewohner sprach er auch plattdeutsch. Neben seinem Beruf war er als Organist für die St. Stephanus-Kirchengemeinde tätig und vertrat oftmals Pastor Bode, mit dem er sich sehr gut verstand, als Prediger im Gottesdienst. 1916 wurde Heinrich Schulz zum Kantor ernannt und 1919 Pastor Bodes Nachfolger als Schulinspektor.

Seine Aktivitäten für unser Dorf waren vielfältig und sind unvergessen, vor allen Dingen als Chronist und Heimatforscher zeigte er sich unermüdlich. Kantor Schulz führte die Schulchronik, schrieb viele Dorf- und Höfechroniken, veröffentlichte geschichtliche Aufsätze für Zeitungen in Winsen, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Uelzen, berichtete für die „Winsener Geschichtsblätter“ und forschte nach Sagen und Märchen aus unserer Region. Kantor Schulz schrieb die umfangreiche Pfarrchronik ab und stellte für die damals bestehenden Höfe und fast alle Familien im Ort die Geschlechterfolgen auf. Diese Aufzeichnungen sind heute wertvolle Dokumente für die Ahnen- und Heimatforschung.

Kantor Schulz brachte es auf über fünfzig Veröffentlichungen in Form von Büchern, Broschüren und heimatkundlichen Beiträgen. Eines seiner größten Werke ist die ‚Chronik von Schätzendorf‘ (1949), die Chroniken von Sahrendorf und Wilsede wurden 1963 und 1967 gedruckt.  Der Heimatverein veröffentlichte seine Aufzeichnungen ‚Chronik Egestorf 1902- 1928‘, ‚Was der alte Friedhof in Egestorf erzählt‘, ‚Auszüge aus der Egestorfer Pfarrchronik‘ sowie ‚Hexenprozesse in Winsen(Luhe) 1610-1618‘.

Er übertrug das ‚Lagerbuch des Amtes Winsen 1681`, die Aufzeichnungen über ‚120 Jahre Kampf um den Garlstorfer Wald‘ und ‚Über heimisches Forstwesen 1650‘ stammen aus seiner Feder, ebenso die Komposition und der Text des Egestorf-Liedes ‚Erinnerung an Egestorf‘. Über den Dorfpark verfasste er ein Gedicht. Der Kantor-Schulz-Weg durch die Heidefläche bei der Birkenbank erinnert an ihn, der Gedenkstein wurde 1968 anlässlich seines 100. Geburtstages gesetzt.

Wir Egestorfer haben Kantor Schulz auch musikalisch viel zu verdanken, er gründete 1904 den Männergesangverein ‚Frohsinn‘ und im selben Jahr den Kirchenchor. Beide Chöre wurden von ihm geleitet.
Von 1902 bis 1919 übernahm er das Amt des Schriftführers beim Kriegerverein (heute Schützenverein).

Kantor Schulz liebte seine neue Heimat sehr, und so kam ihm die Idee, die wunderschöne Landschaft für alle zugänglich zu machen. 1910 gründete er den ‚Verschönerungsverein‘ (heute Verkehrsverein), der es sich zur Aufgabe machte, den Dorfpark anzulegen. Es entstanden Wanderwege, Bänke wurden aufgestellt, und 1914 errichteten die Mitglieder einen Aussichtsturm auf dem Klinkenberg Richtung Sudermühlen. Der Lieblingsplatz von Familie Schulz war aber der Aussichtspunkt an der Birkenbank, den seine Nachfahren noch heute regelmäßig besuchen.
 

1929 verzog Kantor Schulz in den Ruhestand nach Lüneburg, von hier aus arbeitete er als Heimatforscher für die ganze Umgegend weiter. Seine Verbindung nach Egestorf blieb bestehen, oft besuchte das Ehepaar Schulz die alte Heimat, eine besondere Freundschaft verband sie mit der Familie Pastor Dahnke.
  

Am 24. März 1946 erhielt Kantor Schulz die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Egestorf, die vom Kunstmaler Otto Thiele gestaltete Urkunde wurde ihm vom damaligen Bürgermeister Wilhelm Schlumbom überreicht. Kantor Schulz‘ eindrucksvolle Dankesrede befindet sich im Original in unserem Archiv, ebenso die Urkunde.

Kantor Heinrich Schulz verstarb am 15. Januar 1953 in Lüneburg und wurde dort auch beigesetzt. Eine große Abordnung aus Egestorf erwies „ihrem Kanter“ und „Köster“ (auf Platt wurde er stets als „de Kanter“ oder „de Köster“ benannt) das letzte Geleit, der Gesangverein verabschiedete seinen Vereinsgründer mit dem Egestorf-Lied.

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